Die Traumsucherin by Banerjee Anjali

Autor:Banerjee, Anjali [Banerjee, Anjali]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-11-08T16:00:00+00:00

Kapitel 21

Kitty

Als die zierliche Frau über die Schwelle tritt, sonnen sich die Geister im Glanz ihrer Schönheit. Die Allerschönste bin und bleibe zwar immer noch ich, doch für ein menschliches Wesen ist sie ziemlich beachtlich. Sie hat ihr platinblondes Haar zu einer komplizierten Frisur aufgesteckt. Es ist bestimmt nicht einfach, dieses Arrangement sauber zu halten.

Der Mann, der ihr folgt, ist von ihr hingerissen. Er ist quadratisch, als sei er aus verschiedenen Klötzen zusammengesetzt. Außerdem ahnt er nicht, dass die Frau Geheimnisse hat, und er hat selbst welche. Die Gerüche haften ihren Kleidern und Haarwurzeln an und halten sich unter ihren Fingernägeln. Ihre Geschichte klebt an ihren Schuhsohlen. Die Frau riecht nach Gehwegen, Kaufhäusern, Arztpraxen und Parfüms. Der Mann nach Rasierwasser, Abgasen und anderen Frauen.

Als sie die Tür schließen, weht ein kalter Luftschwall hinter ihnen herein. Lily tut, als sei sie damit beschäftigt, die nassen Kleider zum Trocknen auszubreiten, doch sie spürt die Eindringlinge mit jeder Faser ihres Körpers.

Der tintenschwarze Geist der alten Frau gleitet auf den quadratischen Mann zu. Sie hat ihn mit ihrem verschollenen Geliebten verwechselt – dem Kapitän eines gesunkenen Schiffs. Sie berührt sein Haar mit ihrer Phantomhand, nur dass sie ihn nicht wirklich berührt. Sie stellt es sich nur vor. Er fährt sich mit den Fingern durchs Haar. Vielleicht spürt er ihre Nähe. Sein Styling-Spray hat den Kampf gegen den Wind verloren.

Als der Tintengeist versucht, ihn an der Schulter zu fassen, schaudert er. Er klappt den schwarzen Regenschirm zu und stellt ihn in den Schirmständer an der Tür. Lily kann die Besucher nicht länger ignorieren. Also dreht sie sich um, strafft die Schultern und geht ihnen mit einem aufgesetzt fröhlichen Lächeln entgegen.

Die zierliche Frau zieht die weißen Handschuhe aus, erwidert das Lächeln zuckersüß und knöpft den Kragen ihres Mantels auf. Schmuck funkelt an ihrem Hals, und ich bekomme Lust, sie anzuspringen.

»Lily, ich freue mich ja so, dich zu sehen.« Die Frau hält Lily die Hand hin.

»Drew«, erwidert Lily. Ich spüre, wie ihre Gedanken eine rasende Zeitreise in die Vergangenheit unternehmen. »Wow, mit dir hätte ich gar nicht gerechnet. Du siehst spitze aus.«

»Du auch«, schwindelt Drew und zieht die Hand zurück. »Du hast abgenommen. Ich habe gehört, du seist hier oben auf irgendeine Insel gezogen.«

»Ihr habt mich gefunden!« Lily will, dass sie sie wieder verlieren.

Drew wendet sich an den Mann. »Dillon, das ist Lily. Erinnerst du dich? Ich habe dir doch von ihr erzählt.«

»Schön, dich kennenzulernen.« Der Mann nickt, ist aber gedanklich anderswo. Der Tintengeist verschwindet. Ich bleibe in meinem Versteck unter einem Ständer mit schwarzen Kleidern.

»Dillon ist mein Mann«, verkündet Drew.

Lily nickt mit angespannter Miene. »Du hast geheiratet! Glückwunsch.«

»Dillon ist Partner bei Dillon & Reed, du weißt schon, die Kanzlei im Zentrum von Seattle. Ich bin ihm begegnet, als ich hier war, um meine Cousine zu besuchen. Es war Liebe auf den ersten Blick.«

»Ich verstehe.« Ich merke Lily an, dass sie noch nie von Dillon & Reed gehört hat. »Und was führt dich hierher?«

»Mach nicht so ein erstauntes Gesicht!«, entgegnet Drew. Von meinem Platz aus kann ich

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